Bank 7 von sieben Bänken auf dem Rote-Bänke-Rundweg in Bosau
1149 wurde der Wendenmissionar Vicelin als Oldenburger Bischof eingesetzt, nachdem der Bischofssitz über 80 Jahre verwaist war. Weil das Gebiet um Oldenburg selbst immer noch wendisches Rückzugsgebiet und der Bischofssitzes dort noch nicht sicher war, siedelte Bischof Vicelin nach Bosau über.
Bischof Vicelin ließ in den Jahren 1151-1152 die Petrikirche errichten, eine von vielen heute noch Vicelinkirchen genannten Feldsteinkirchen aus der Zeit seiner Mission in Holstein und Wagrien. Darüber schreibt der spätere Bosauer Pfarrer und Chronist Helmold (t 1177) in seiner Slawenchronik.
Es lässt sich nicht genau ermitteln, wie die Bosauer Petri- kirche ursprünglich ausgesehen hat, da der Bauplan schon während der Bauzeit geändert und die Kirche später mehrfach umgebaut wurde. Reste von Fundamenten, die bei Grabungsarbeiten im Kirchenschiff gefunden wurden, lassen auf eine dreischiffige Basilika schließen. Westturm, Chor und Apsis waren zunächst noch nicht vorhanden, sie sind erst um 1200 entstanden, als die dreischiffige Basilika zur Saalkirche umgebaut wurde.
Bei der Beschießung der Kirche im Dreißigjährigen Krieg 1627 wurde der Rundturm bis auf geringe Reste zerstört. Der Wiederaufbau des Turmes erfolgte auf fast quadratischem Grundriss, der Turm erhielt einen geschweiften Barockhelm.
An der Bosauer Kirche lässt sich die ursprüngliche Feldsteintechnik besonders gut beobachten, da weite Teile original erhalten geblieben sind. Die Feldsteine wurden in einer Holzverschalung mit Gipsmörtel vom Segeberger Kalkberg ausgegossen, so dass der Schein der weißen Oberfläche sich weithin über dem Plöner See zeigte. Nachdem große Teile der Gipsfläche verloren gingen und das Mauerwerk mit Ziegeln ausgebessert werden musste, hat man die Kirche 1970 einheitlich mit einem weißen Kalkanstrich versehen, so dass ihr heutiges Erscheinungsbild - abgesehen vom Rundturm - dem früherer Zeiten sehr nahekommt.
Im Innern der Kirche haben sich in der Apsis mit Rankenmalereien und einem nicht mehr vollständig erhaltenem Fresko (Petrus und ein Stifter) kleinere Reste der ursprünglichen gotischen Wandmalerei erhalten, die 1952 entdeckt und freigelegt wurden. Der älteste Gegenstand in der Kirche ist der links neben dem Hauptaltar stehende mittelalterliche Taufstein aus schwedischem Granit aus dem 12. oder 13. Jahrhundert; er steht auf einem jüngeren Sockel aus Kalkstein von der Insel Gotland. Der Flügelaltar gilt als einer der ältesten und bedeutendsten in Ostholstein.
7
ST. PETRI KIRCHE
Das heutige Erscheinungsbild des Schnitzretabels ist allerdings nicht mehr das ursprüngliche. Die heutige Vorderansicht des Altars ist ein Zufallsprodukt der Restaurierungen des 20. Jahrhunderts.
Auf der Rückseite wurden 1915 von dem linken Flügel Übermalungen entfernt. Zutage kamen ältere Malereien mit folgenden Themen: Kreuzigung, Grablegung, Gregorsmesse und Höllenfahrt Christi. Auch wenn diese Malereien wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammen und somit nicht zum originalen Bestand des Flügelaltars gehören, ist der Bosauer Altar trotzdem einer der ältesten Retabeln, der eine Gregorsmesse aufweist.
Ein Künstler aus der Werkstatt des Bernt Notke schuf um 1470 das große Triumphkreuz, das vor dem Chorraumbogen hängt und beim Eintritt in die Kirche sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es zeigt Jesus, der wie ein Verbrecher am Kreuz hingerichtet wird. Die drei Lilien, die aus seinem Haupt wachsen, sind Zeichen seiner Reinheit und Unschuld. Vier Engel, die den Gekreuzigten umschweben, fangen das ausströmende Blut aus seinen Wundmalen in Abendmahlskelchen auf. Die vier Enden der Kreuzbalken sind erweitert und zeigen die Sinnbilder der Evangelisten: den geflügelten Menschen als Zeichen für Matthäus, den Löwen für Markus, den Stier für Lukas und den Adler als Zeichen für Johannes. Die Kreuzbalken sind durch herauswachsendes Blattwerk als Baum des Lebens gestaltet und weisen so auf Jesu Sieg über den Tod hin.
Noch zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde im Jahr 1636 die reichverzierte Kanzel geschnitzt, was angesichts der großen Zerstörungen von 1627 ganz erstaunlich ist.
Recht grob gezimmert sind die Ständer der 1656 errichteten Nordempore, deren zwanzig Gemäldetafeln zwischen Säulen Szenen aus dem Leben Christi erzählen, vor allem von seinem Leiden und Tod.
An der Südwand hängen drei Epitaphien, zwei im Stil der Spätrenaissance und eines im Barockstil. Das prächtigste ist das des Henning Meyer (um 1670) mit vollplastischen Figuren, gedrehten Säulen und reichem Blütenzierwerk im Knorpelstil.
Die heutige Orgel der Kirche wurde 1972 von der Firma Becker aus Malente erstellt. Das Instrument verfügt über 16 Register auf zwei Manualen und Pedal.